Jimmy Schlager
14. Februar 2020
Jimmy Schlager trägt eine Brille. Wahrscheinlich, weil er schlecht sieht.
Die Brille ist sehr modern, stylisch – wie man heutzutage sagt. Und sie paßt auch sehr gut zu seinem Typ.
Aber was er uns an diesem Abend erzählt und für uns singt – das sieht er durch eine ganz andere Brille. Die Brille der Aufmerksamkeit, der Feinfühligkeit, der Liebe, des Schmerzes – des Spotts und Hohns, des feinen Zynismus, des Sarkasmus – die kriegt man nicht im Brillenfachgeschäft.
Er sucht sich seine Themen nicht, die passieren ihm – einfach so. Im Alltag, in seiner Umgebung, seiner Familie, bei seinem Opa – einfach im Leben.
Und er beschreibt sie so intensiv, dass man die Personen vor sich sieht, ihre Gefühle uns Gänsehaut verursachen. Mit ihnen lacht, mit ihnen leidet. Und mit dem Erzähler.
Jimmy ist leidenschaftlicher Weinviertler, manchmal hat man den Eindruck, nicht ganz freiwillig, aber er fügt sich dem Schicksal und macht es zu seinem. Bedingungslos.
Kaum, dass der Abend begonnen hat und man es sich im Weinviertler Mood bequem gemacht hat – ist auch schon Pause. Was, das war jetzt eine Stunde? Das bisschen Pause stecken wir problemlos weg, Jimmy Schlager bemüht sich um jeden Anwesenden, jeden Zuspätkommenden – und beginnt den zweiten Teil drei Mal. So jetzt sind alle da.
Die kleinen Augenblicke, die wir alle schon erlebt haben, wenn es uns nach „Hintaus“ gezogen hat, die Schmerzen – und das sind nicht Zahnschmerzen – wenn wir von „Mosonmagyaróvár“ nach Hause gefahren sind, die hintergründige Frage „Werden Sie gestreichelt?“, die Angst, weil „Da Teifl schloft ned“.
Und in diesem Programm ist wirklich für jeden etwas dabei. Schließlich sagt er deutlich, daß er alle beleidigen will … ich aber glaube, er beleidigt niemanden, weil sich in seinen Liedern und Texten jeder ein Stückchen wiederfindet.
Er beleidigt niemanden. Er berührt uns alle!
Danke, Jimmy Schlager und Chris Heller – für diesen wundervollen Abend!
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